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    14 hours ago

    TLDR. Städteplanung ist komplex und Regeln haben manchmal einen Sinn.

    Der Artikel verwirrt mehr, als das er Aufklärung über die geplante Änderung gibt. Es wird ein wenig der Eindruck erweckt Bebauungsregeln seien hauptsächlich dafür da um NIMBYs ein Werkzeug in die Hand zu geben. Natürlich gibt es viel Quatsch, wie “zugelassene Farben der Dachziegeln” und “Außenwände müssen Verklinkert sein”

    Aber gerade bei Bauhöhe und Wohnungsdichte geht es auch um verfügbare/ mögliche Infrastruktur. Hier geht es um 1500 Wohneinheiten oder so 3000-4500 Menschen. Die morgens alle zur Arbeit zu karren ist schon mit Bussen ein riesiger logistischer Aufwand. Wenn noch Individualverkehr gewünscht ist, geht ein Großteil der gewonnen Fläche für Parkplätze drauf. Und das ist nur der Verkehr, was ist mit Gewerbe, gesundheitliche Versorgung, Strom, (Ab-)Wasser, etc.

    Auch geht es bei Bauregeln um Nachhaltigkeit, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Ein Investor optimiert darauf sein investiertes Geld möglichst gut wieder zu bekommen. Da geht es vielleicht um Zeithorizonte von so 20-30Jahren. Die Lebenszeit dieser Gebäude und damit deren Einfluss ist aber deutlich länger.

    Und da sind wir noch gar nicht bei so Themen, wie Wärmeinseln, soziale Meetingpoints, Naherholung

    Für mich klingt der Vorschlag nach einem Paradebeispiel, wie man mittelfristig soziale Brennpunkte schafft.

    • nahostdeutschland@feddit.org
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      3 hours ago

      Leider genau das - die Idee einfach überall Hochhäuser zu bauen, damit wir alle günstig wohnen können, klingt ja erstmal nett, aber man unterschätzt echt, wie extrem durchgeplant alles in unseren Städten sein muss. Wenn du einfach mal überall ein Hochhaus hin kloppst, dann muss die Kanalisation das zusätzliche Wasser aufnehmen. Dein Stromnetz muss das packen. Dein DSL-Verteiler. Sind dann morgens die Straßen überlastet? Wie ist das mit dem ÖPNV, wenn da plötzlich 300 Leute mehr wohnen? Was ist mit den Kitas und Schulen im Einzugsgebiet, wenn man einfach mal radikal die Einwohnerzahl verdichtet? Gibt es dann genügend Lehrer und Klassenräume? Steht man dann ewig im Supermarkt und beim Bäcker an der Kasse? Passt der Verkehr auf die Infrastruktur?

      Ja, wir müssen bauen, aber gleichzeitig merke ich hier in der Stadt auch, wie sehr alles schon aufgrund der bestehenden Nachverdichtung und dem Einwohnerzuwachs knirscht. Da ist die Einwohnerzahl deutlich gestiegen, die Zahl der Autos entsprechend auch, aber die Länge der Straßen ist gleich geblieben, die Zahl der Parkplätze ist eher rückläufig. Morgens sind die Bahnen voller als es mal war. Selbst auf der Radinfrastruktur wird es eng und man merkt es auch, wenn man Abends weg geht.

    • K4mpfie@feddit.org
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      13 hours ago

      Gebe dir echt recht beim Rest aber diese Vorschriften machen schon Sinn

      Natürlich gibt es viel Quatsch, wie “zugelassene Farben der Dachziegeln” und “Außenwände müssen Verklinkert sein”

      Das hilft dabei das Landschaftsbild zu erhalten. Das gibts in Tirol und Salzburg teilweise und ich wünschte bei uns in der Gegend auch. Der ganze Dorf charakter geht einfach verloren wenn man 50 neue weiße niedrigenergie Würfel in den Ort stellt.

      • int_not_found@feddit.org
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        12 hours ago

        Ich würde das unter agree-to-disagree verbuchen.

        In einer Welt in der ein steigender Teil des Durchschnittseinkommens in Wohnraum fließt (häufig eher 50+% als die empfohlenen 30%), der Planet sich langsam selber kocht und scheinbar begrenzter Bauanarchismus eine ernsthaft diskutierte Lösung ist, halte ich “Das Eigentum anderer passt aber nicht in mein Dorf Feng-Shui” für eine eher niedrige Priorität. Und wenn es sein muss, dann sollten mMn die resultierenden Kosten von Leuten getragen werden, denen das halt wichtig ist.

        • K4mpfie@feddit.org
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          11 hours ago

          Alles was ich da nur noch sagen kann ist: Funktionalismus ist der Tod der Kreativität. Wenn wir alles nurnoch unter dem “Ist es Effizient und Nützliche”-Punkt sehen dann haben wir eh schon verloren.

          Ja es gibt all diese Probleme aber die Lösung kann jetzt auch keine kreative Selbstgeiselung für die nächsten 100 Jahre sein. Diese Baubestimmung lassen sich sicher auch mit Umweltschutz und Resorucensparend lösen aber dazu bräuchte es halt auch Architekten die Lösungen suchen.

          Wenn wir auf jegliche “Bau Feng-Shui” verzichten schauts in ein paar hundert Jahren so aus wie in 1984 oder Brave New World.

          Ob dieses Selbstrexperiment wirklich funktioniert kannst du dir übrigens im ehemaligen Ost Block anschauen. Da hat man Plattenbauten nurnoch nach Funktion und Effizienz aufgestellt. Auch wenn man seit dem versucht hat diese Ort wieder schöner zu machen gelten sie noch immer vielerorts als hässlicher Wohnraum. Solcher Wohnraum macht depressiv.

          Viele deiner Problem sind übrigens politisch lösbar :) Da muss man nicht über lokale kulturelle individuelle Regel drüber fahren.

          Wenn du die Welt retten willst, zünde lieber einen Billionär an statt einer Bauverordnung.

          • int_not_found@feddit.org
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            9 hours ago

            Mir fällt nur auf, dass es hier eigentlich um den Wegfall von Regeln geht, die zu einer optischen Konformität führen sollen. Deine Beispiele sind aber ausschließlich Dinge, bei denen Standardisierung und Konformität staatlich gefördert bzw. gefordert wurden. Daher kann ich deiner Argumentation nicht so ganz folgen.

            Am Ende klingt das aber nach genau dem amerikanischen Suburbia - NIMBY. Und das ist ok. Ein bisschen NIMBY steckt in jedem, gerade wenn es um so Umfassende Dinge wie der persönlichen Umgebung geht. Um das anzuerkennen habe ich bewusst von Prioritäten gesprochen.

            Dann soll man aber auch so ehrlich sein und sagen “Ja das ist ein Problem. Ich habe aber einfach keinen Bock drauf, dass die Lösung da stattfindet” anstatt irgendeine RedScare, “aber der Kommunismus” und “Wegfall von Regeln schränkt die Individualität ein” herbeizu schwadronieren, während man sozialpsychologisch nicht haltbare Aussagen trifft und George Orwell referenziert. Der dreht sich dann nämlich im Grab.

        • barsoap@lemm.ee
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          8 hours ago

          “Das Eigentum anderer passt aber nicht in mein Dorf Feng-Shui” für eine eher niedrige Priorität

          Mit der Einstellung bauste dann ganz schnell Banlieues. Es geht beim Leben um mehr als nur den Innenraum. Zumindest, SCNR, für Leute die ab und zu den Keller verlassen.

          Diese ganzen hässlichen Neubauten halten übrigens auch nicht lange, die gesamte Bautechnik ist auf darauf nicht ausgelegt. Ein Wohnblock aus Kalksandstein mit Klinkerfassade hält ewig… und das sind hier im Norden darüber hinaus auch noch die lokalen Ressourcen.

          Und hier mal zum Thema “sieht alles gleich aus”. Oder was neueres (tatsächlich Nachkriegszeit, ist von Ernst Barlach).

          Wovon man mal weg muss sind Regeln wie Abstellplätze für Autos, so ne Tiefgarage kostet einiges.

          • int_not_found@feddit.org
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            4 hours ago

            Mit der Einstellung bauste dann ganz schnell Banlieues. Es geht beim Leben um mehr als nur den Innenraum. Zumindest, SCNR, für Leute die ab und zu den Keller verlassen.

            “Du lebst quasi schon im Ghetto, wenn ich Sonntagsmorgens beim Brötchen holen auch nur eine Fassade ansehen muss, die ich optisch nicht ansprechend finde” ist auch ein Hottake, der in meinem Dating-Profil nicht die erste Wahl wäre.

  • windowsphoneguy@feddit.org
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    14 hours ago

    Hier in Bielefeld sind die Häuser im Zentrum teilweise nicht mal sechsstöckig. Würde mich über Nachverdichtung freuen.

    • Asinus@feddit.org
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      6 hours ago

      Das ist wesentlich einfacher gesagt als getan.

      Sehr viele Häuser sind schon aus statischer Sicht nicht oder nur mit großem Umbau-Aufwand zum Aufstocken geeignet. Oder es ist nur eine einzelne leichte Etage möglich.

      Die Haustechnik (Zu- + Abwasser, Strom usw) muss mit dem Gebäude mitwachsen, und das natürlich bis ganz unten.

      Treppen und Fluchtwege müssen mitwachsen, die örtliche FW muss mWn entsprechend ausgerüstet sein (die Nutzhöhe von Leiterwagen wird irgendwann interessant, falls es noch keine so hohen Gebäude im Ort gibt oder die Straßen zu schmal sind).

      Die Gebäudesubstanz - gerade im Altstadtbereich - ist oft sehr individuell. Man plant also für fast jedes Haus komplett neu. Das geht zwar und wird auch gemacht. Aber es ist teurer und langsam.

      Mir fallen noch ein paar mehr Gründe ein, aber DIE Lösung, als die sie oft angepriesen wird, ist vertikale Nachverdichtung nicht.