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    4 months ago

    Im Nachhinein ziemlich verrückt, wie man in Deutschland akzeptiert hat, dass zentrale Schlachtfeld zu werden, sollte der kalte Krieg heiß werden.

    Es gab halt nur 2 realistische Optionen für den Fall: Entweder zentrales Schlachtfeld werden, oder gleich kapitulieren. Militärisch so stark zu sein, dass das zentrale Schlachtfeld grundsätzlich auf dem Territorium des Ostblocks gelegen hätte, wäre mit unakzeptabel hohen Kosten für die gesamte Gesellschaft verbunden gewesen. (Kosten meint hier nicht nur Geld, sondern auch die sozialen Konsequenzen einer vollkommen durchmilitarisierten Gesellschaft, die die Konsequenz davon gewesen wäre)

    Wenn man schon vorher ankündigt, angesichts einer angreifenden Übermacht zu kapitulieren, lädt man einen Angreifer damit quasi ein. Die einzige Möglichkeit, aus dem Dilemma einigermaßen rauszukommen, ist es, das Szenario “zentrales Schlachtfeld werden” für den potenziellen Angreifer so unattraktiv zu machen, dass er gar nicht erst angreift. Die nukleare Abschreckung, auch auf taktischer Ebene, war ein wesentlicher Teil davon, weil man damit eben nicht nur glaubhaft zeigen konnte, dass man es mit der Verteidigung todernst meint, sondern auch die zahlenmäßige Überlegenheit des Ostblocks ausgleichen konnte.

    Kleiner Lacher am Rande: Der alte Witz, dass der eigentliche Zweck der Bundeswehr wäre, den Feind so lange durch das Verursachen von Verkehrsstaus aufzuhalten, bis richtiges Militär kommt, basiert auf tatsächlichen NATO-Plänen für einen Angriff des Ostblocks. Die in Deutschland stationierten NATO-Truppen inklusive der Bundeswehr sollten in dem Fall durch Verzögerungstaktiken den Angriff so weit wie möglich verlangsamen, bis die US-Logistik angelaufen war und genug Truppen und Material über den Atlantik geschafft hatte, um dem Angriff zahlenmäßig gewachsen zu sein. Diese Verzögerungstaktiken beinhalteten auch die Sprengung strategisch wichtiger Verkehrsknotenpunkte und Engstellen an Verkehrswegen mit nuklearen Sprengsätzen.