Sie heißen “Hermann Modehaus Hamburg”, “Fjorden Mode Berlin” oder “Anna und Felix Juwelen”. Seriös klingende deutsche Namen, eine professionell gestaltete Webseite, oft mit einer rührenden Geschichte über ein vorgebliches Familienunternehmen. Geworben wird mit einem älteren Ehepaar, das kurz vor der Ladenaufgabe steht oder einer alleinerziehenden Mutter, deren kleiner Sohn ihre große Inspiration ist, ganz besondere Schmuckstücke zu designen. Dazu kommen vermeintlich unglaublich große Rabatte bis zu 80 Prozent und angeblich knappe Ware.

Nur wer bis ins Impressum oder zum Kleingedrucken scrollt, dem fällt auf: “Anna und Felix”, “Hermann Modehaus” oder “Fjorden Mode” sitzen gar nicht in Deutschland, sondern in Hongkong oder in China. Und wer noch genauer recherchiert, der findet viele der Stücke für einen Bruchteil des Preises auf chinesischen Verkaufsplattformen, wie Ali Express. Die versprochene “deutsche Qualität” entpuppt sich als billige Massenware.

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Bei der Verbraucherzentrale Hamburg kennt man diese Shops, und gerade jetzt zur Black Week und zum Black Friday häufen sich wieder die Beschwerden: “Viele denken, sie bestellen in einem deutschen Shop. Tatsächlich kommt das böse Erwachen, wenn die Ware eintrifft”, beschreibt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg das Problem. Thermoleggings, Jacken oder Taschen kommen an, aber sie riechen chemisch, sehen anders aus als auf den Bildern oder fühlen sich minderwertig an.

Wer dann die Ware zurückschicken will, landet in der nächsten Falle. “Die Rücksendung muss auf eigene Kosten nach China erfolgen. Und das ist wirtschaftlich überhaupt nicht sinnvoll, weil die Portokosten den Warenwert übersteigen”, fährt Rehberg fort. 50 Euro und mehr kann die Retoure kosten. Viele würden die Ware widerwillig behalten und auf dem Schaden sitzen bleiben.

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Für die Recherche werteten NDR-Reporterinnen die Webseiten zahlreicher Shops aus. Oft wird gezielt mit emotionalen Elementen geworben: Einem eingesessenen Familienbetrieb, einem Rentnerpaar, das angeblich schließt, oder einem kleinen Start-up, das um Unterstützung bittet. Dazu kommen ansprechende KI-generierte Fotos, mal Mutter und Sohn, mal die vermeintlichen Ladenbesitzer oder Gründer. “Diese persönliche Ansprache macht ganz viel”, sagt Rehberg. “Viele wollen kleine Läden unterstützen, und genau das wird ausgenutzt.”

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Optisch wirken die Seiten täuschend professionell. Möglich machen das Shop-Baukästen und KI-Werkzeuge, die komplette Webseiten und Werbetexte generieren. Die Betreiber produzieren damit massenhaft neue Seiten, besonders rund um große Aktionstage wie Black Friday. Viele Menschen bestellen impulsiv, nachdem sie passende Anzeigen auf Instagram oder Facebook sehen.

Verbraucherinnen berichten in Sozialen Netzwerken wie TikTok über ihre Reinfälle: Eine Nutzerin berichtet, wie sie eine Hose bestellte, deren Applikationen “wie der Vorhang von der Oma” aussehen würden, komplett anders als auf den Fotos. 40 Euro habe sie “für so eine Müll-Hose” bezahlt. Der Kundenservice des Shops habe sich mit anderen “Lichtverhältnissen” heraus geredet. Eine andere Nutzerin schreibt: “Was ich bestellt habe, war ein Traum. Was angekommen ist, ein absoluter Albtraum.” Ihr Fazit: “Reine Abzocke. Lasst euch nicht täuschen.”

  • Zwuzelmaus@feddit.org
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    8 days ago

    Da kostet der Versand von China für einen Pfennigartikel genau nichts, aber die Rücksendung ein Vielfaches.

    Kann man diesen Schiefstand mal korrigieren, irgendwie?

    • B0rax@feddit.org
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      7 days ago

      Jo. Wenn der Versand aus dem Ausland billiger ist als der Versand im Inland, läuft gehörig was falsch.

      Angeblich liegt es ja daran dass China als Schwellenland deklariert ist und deshalb die internationale postgemeinschaft (oder wie auch immer sie sich nennt) die Kosten für Pakete aus diesen Ländern subventioniert. Daran wird seit Jahren nichts getan…

  • Don_alForno@feddit.org
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    8 days ago

    Die Rücksendung muss auf eigene Kosten nach China erfolgen.

    Eigentlich nicht so ohne weiteres. Der Händler muss sich schon an das Recht im Zielland halten. Aber wer klagt das schon durch …

    • Porco@feddit.org
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      7 days ago

      Regelmäßig trägt der Verbraucher die Kosten der Rücksendung, § 357 Abs. 5 BGB.

      • Don_alForno@feddit.org
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        7 days ago

        Wenn man wegen z.B. Nichtgefallen zurücktritt, ja. Aber nicht bei Gewährleistung. Bei Waren, die z.B. völlig anders aussehen als beworben (wie im Artikel beschrieben) kann ja auch ein Sachmangel vorliegen.